Was ist Osteopathie?
Osteopathie wurde um 1900 von Andrew Taylor Still, einem amerikanischen Chirurgen, entwickelt. Der Bürgerkrieg hatte in Nordamerika viele Verletzte und schlechte Lebensbedingungen hervorgebracht. Dies war der Nährboden für viele bedrohliche Infektionserkrankungen wie z. B. Ruhr oder Hirnhautentzündungen. A.T. Still machte die Erfahrung, dass erkrankte Organe eine andere Gewebespannung aufweisen als gesunde Organe. Nach und nach lernte er, die Gewebespannung im Körper seiner Patienten zu interpretieren. Außerdem beobachtete er Funktionsverbesserungen der Organe, sobald er ihre Gewebespannung mit den Händen harmonisierte. Diese Wechselwirkung zwischen Struktur und Funktion war die Basis für seine neue Therapie. Anders als seine Kollegen war A.T. Still der Überzeugung, dass der Körper grundsätzlich ein Selbstheilungspotenzial in sich trägt. Seine Aufgabe sah er darin, dem Körper durch gezielte Stimulation zu einem effektiven und ökonomischen Gleichgewicht zu verhelfen. Dabei benutzte er zunächst die Arme und Beine als mechanischen Hebel, als kraftübertragendes Element zur Behandlung der Bauchorgane. Ernst später weitete er seine Therapie auf sämtliche Strukturen und Funktionsstörungen des Körpers aus.
Viele bekannte Therapietechniken wurden aus der Osteopathie extrahiert und als eigenständige Therapien weiterentwickelt, so z.B. die Chirotherapie und die manuelle Therapie (für das Skelettsystem), die Craniosakraltherapie (an Schädel und Kreuzbein) sowie die viszeralen Therapietechniken (an den Bauchorganen). Das Besondere an der Osteopathie ist, dass sie den Körper seit jeher als unteilbare Summe betrachtet und dass daher die Therapie nicht lokal auf das Symptom beschränkt bleibt. Umfassende und detaillierte Kenntnisse der Anatomie und Funktionszusammenhänge des Körpers sind die unumgängliche Voraussetzung für Osteopathen, um die Ursachen eines Beschwerdebildes zu erkennen und entsprechend des roten Fadens konsequent zu behandeln. Folgerichtig wäre es unlogisch,wenn ein Osteopath mitteilt, er hätte sich auf die Therapie einzelner Symptome, wie z.B. von Schulterbeschwerden oder der Wirbelsäule, spezialisiert. Eine Unterteilung der Patientenklientel macht jedoch Sinn, da das Anforderungsprofil einer osteopathischen Behandlung von Kindern, Erwachsenen oder Sportlern im Besonderen immens variiert. Hier ist spezielle Erfahrung in den einzelnen Gebieten gefragt.
HIER gehts zu einer Reportage des NDR über die Vorgehensweise und Ausbildung der Osteopathen